Die Heligkeit jenseits des Jordan!
"Ahlan wa Sahlan"
heißt es: Herzlich Willkommen.
Im Angesicht der aktuellen Geschehnisse
mag es Jordanien schwer haben mit dem Tourismus, doch irgendetwas
beflügelte mich diese Reise zu unternehmen. Sei es der Gedanke an
Lawrence von Arabien von dem ich gerade noch das Buch "Die
sieben Säulen der Weisheit" las oder die Dokumentation im
Internet über die legendäre Felsenstadt "Petra". Ich
recherchierte viel, schaute Reisevideos von Privatpersonen, die diese
selber kommentierten und sagten, es sei deren Kindheitstraum gewesen,
diese Reise zu unternehmen. Was ich in den Videos gesehen habe waren
architektonische Meisterwerke der verschiedenen Epochen, archaische
Wüstendörfer, neuzeitliche Städte und das Leuchten der Menschen,
die diese Reise unternommen haben.
Also habe ich mich auf den Weg gemacht.
Während des Fluges schaute ich immer
wieder aus dem Fenster um vielleicht etwas zu erkennen, um vielleicht
die Gewissheit zu haben, wovor sich so viele derzeit fürchten, dass
wir möglichst weit weg von Terror und Krieg sind, der diese Ecke der
Welt dezeit einhüllt und allen Menschen Angst einflöst. Natürlich
haben meine Bekannten gefragt, warum ich nach Jordanien möchte. Der
Grund ist immer der gleiche warum sie fragen. Sie denken zu oft nicht
weiter als sie vielleicht könnten. Sie sehen genau wie ich aus dem
Flugzeugfenster....gar nichts. Es ist eine generelle Angst vor dem
Unbekannten, die uns Menschen berührt und in Kombination mit einem
Krieg, der vielleicht dort näher ist als in Deutschland ist dies
eine perfekte Maschienerie für die Medien.
Ich sagte meinen Bekannten, ich glaube
Dinge erst wenn ich sie sehe. Und was ich sah war folgendes:
Bei meiner Ankunft in Amman, der
Haupstadt, wurde ich von einem lokalen Reiseleiter empfangen und zu
dem Hotel der Reisegruppe gebracht. Sofort viel mir das Lächeln
aller Menschen in ihren Gesichtern auf. Hier lebt jeder Tag von
Lächeln und Gastfreundlichkeit. Die Hauptstadt ist eine moderne
Metropole umgeben von Ruinen und römischen Tempeln. Die Stätten der
römischen Zeit erkunden wir bereits am nähsten Tag in Mitten des
muslimischen Stolzes von heute. 95% der Bevölkerung sind
muslimischen Glaubens, doch eine fundamentale Gewaltbereitschaft
spürt hier niemand. Das Ganze erstmal auf sich wirken zu lassen ist
eine Verdauung von üblen Vorurteilen die im Darm schmerzt. Keine
hatte aus meiner Heimat Recht mit auch nur einem Wort. Genau
genommen, spüre ich kaum einen Unterschied zu einer anderen
Großstadt, ausser das die kulturelle Blüte hier niemals zu vergehen
scheint.
Am nächsten Tag brechen wir auf. Unser
erstes Wanderabenteuer steht bevor. Wir halten am legendären Berg
"Nebo" von dem einst Moses auf das "Gelobte Land"
blickte und fahren weiter bis in das Wadi bin Hammad, eine Schlucht
mit Wasserfällen, üppigen Gewächsen und bunten Gesteinen. Durch
von Quellen gespeiste Bäche ziehen sich unsere Wege, der Himmel ist
blau, die Stimmung ist gut und bald werden wir von unseren Gastgebern
in einem Camp erwartet, in welchem wir nächtigen werden. Neben
Fladenbrot und Käse sitzen wir unbekümmert zusammen an einem Ort,
so abseits jeglicher Städtergedanken, wie er nur in Träumen
vorkommt.
Die Nacht ist ruhig und gefolgt von
tiefem Schlaf.
Am nächsten Morgen wache ich auf und
blicke direkt in die Gesichter von Kamelen. Sie stehen für Ausflüge
bereit, doch wir nehmen den Bus und fahren in Richtung Dana. In
diesem einzigaritgen Naturschutzgebiet wollen wir wieder wandern und
die Schönheit der Bergketten und geschliffenen Felsen bestaunen. Es
ist mir nicht möglich die Eindrücke in Worte zu formulieren. Eher
laufen wir alle allein durch diese Gegend und freuen uns, diese hier
erleben zu dürfen. Nach unserer dreistündigen Wanderung machen wir
uns auf in Richtung der Felsenstadt Petra.
Eines meiner persönlichen Highlights,
auch wenn es heute von vielen Toursiten besucht wird.
Roter Sand erscheint hier endlos,
zwischen Kindern die etwas verkaufen wollen und Eseln, die von
Toursiten beritten werden. Die rosarote Stadt zieht wirklich jeden in
seinen Bann. Es ist kaum vorzustellen wie Menschen dieses Meisterwerk
vor rund 2000 Jahren in den Felsgehauen haben. Wir verbringen den
ganzen Tag mit der Besichtigung der Anlage, dies ist unser Programm.
Ich sitze teilweise einfach nur da und
staune. Das war also das Leuchten in den Augen der Menschen aus den
Videos. Hier ist die Vorstellung menschlicher Existenz in dieser
eindrucksvollen Wüstenlandschaft prägend.
Zwischen Felsen und Erleuchtung geht es
weiter in Richtung Wadi Rum. Ein von Beduinen bewohntes Tal mit
prächtiger Unterkunft für uns. Die ganze Nach sitzen wir zusammen,
rauchen Wasserpfeife am Lagerfeuer, lauschen der Musik und den
Geschichten der Wüstenvölkern. Ich glaube auf keiner Reise habe ich
soviel gelernt, wie hier in Jordanien. Für uns existiert heute kein
Konflikt irgendwo in einem anderen Land. Das hier scheint fern von
jeder Religion. Alle sind zusammen, lachen und genießen. Warum kann
dies nicht überall so sein?
Zwei große Momente stehen noch auf
unserer Liste. Kein Besuch dieser Gegend, dieses Landes darf ohne dem
Roten und dem Toten Meer enden. Diese Kombination macht es perfekt.
Wieder rauschen unsere Geländewagen durch den Sand, die lebendige
Wüste ist hier überall. Angekommen am Roten Meer genießen wir den
Tag einfach in unserem Strandhotel. Hier herrscht eine
Reizüberflutung von den Eindrücken der letzten Tage.
Wir sind in Aqaba, einem geschätzten
Tauchrevier. Die faszinierende Unterwasserwelt begeistert viele. Ich
sitze am Strand und schreibe. Meine Gedanken sind in tiefen Furchen
aus Sand steckengeblieben. Es fällt schwer das hier zu beschreiben,
diesen Kontrast lebendig zu auszudrücken. Zu viele Menschen wissen
gar nicht, was hier vor sich geht, andere würden sagen, wir sein vom
Glück verfolgt, wieder andere sind vielleicht gerade auf dem Weg
nach Jordanien. Wie dem auch sei, ich glaube mit dieser Reise werden
wir Menschen wieder ein Stück mehr die Welt verstehen lernen. Ich
laufe am Strand umher, blicke in fröhliche Gesichter, nicht in Augen
von Menschen die mich Europäer für religiöse Ansichten verfluchen.
Das hier ist sehr weit weg von Vorurteilen.
Bevor es nach Hause geht springen wir
noch ins Tote Meer. Jedes Kind hat schon mal davon gehört und es ist
war. Wir treiben umher, lachen, entdecken mit den Augen von Kindern,
so unvoreingenommen, so neu ist dieser Zustand fast schwerelos im
Wasser zu treiben. Ein einmaliger Ort.
Von Madaba geht es zurück nach Amman
und zum Flughafen. Die Reise war nicht lang aber sie bereichernt. Sie
formte unser Verständnis neu, unsere Gedanken und Überlegungen. Ich
bin überzeugt, dass wir diese Gedanken und Vorstellungen auf andere
übertragen können. Der Rausch in dem wir uns hier befinden wird
noch lange in uns toben. Jordanien ist eben ein heiliger Ort, egal
wie religiös man ist.
Mehr Infos zur Reise
http://www.travel-and-personality.de/Jordanien/erlebnisreisen/durch-das-koenigreich-der-haschemiten/JORD