Als ich anfing über eine Reise nach
Afrika nachzudenken fiel mir nicht viel dazu ein. Ich war schon mal
in Afrika unterwegs und dachte ich hätte viel gesehen aber die Idee
nach Namibia zu reisen kam mir nicht auf. So wie es das Schiksal
will, schalte ich eines Abends den Fernseher ein und schaue eine
Dokumentation über das Leben in der Wüste Namibias. Warum ich an
diesem Abend nichts weiteres tat, als mich mit diesem Land zu
beschäftigen, weiss ich bis heute nicht. Es scheint, als habe
Namibia schon alleine durch die TV-Dokumentation eine Magie
versprüht, welche tief in mich hineinzog.
Schnell überflog ich die Angebote im
Internet und entschied mich mit Travel and Personality zu reisen. Ich
hatte gerade eh eine Auszeit von meinem durchgeplanten Leben nötig,
da kam mir diese Reise gerade gelegen. Also...auf zu neuen Ufern!
Die lange Anreise über Südafrika
wurde überbrückt mit 3 Filmen, 6 Bier und 3 Mahlzeiten an Bord der
Maschine in Richtung Glück. Hundemüde schleppte ich mich in die
Unterkunft für eine Pause. Ich hatte kein Gefühl, keine Ankunft
gespürt, keine Emotionen in mir. Ich wusste kaum wo ich war aber der
Rausch nach Abenteuer hielt mich wach.
Nach einer Auszeit lernten wir
Reisenden uns alle kennen und sprachen über unsere Vorstellungen von
Namibia. Die meisten wollen Wildtiere sehen, andere die uralten
Volksstämme kennenlernen, nur ich wusste nicht so recht was ich
sagen sollte. Vielleicht suchte ich mein persönliches Namibia
abseits von dem, was mir mit Glück sowieso sehen werden? Ich
erzählte, dass ich nur eine Dokumentation gesehen und ein bisschen
im Atlas geblättert habe, sonst eher nichts. Ich möchte diese Reise
von 0 auf erleben, keine Ideen oder Vorstellungen mitbringen. Einfach
ein Land mit den unschuldigen Augen eines Kindes entdecken, um so
ein Erlebnis zu bekommen, welches in unserer modernen Welt sehr oft
vorab wegnommen wird, eben durch zu viele Informationen aus den
Medien.
Über den Waterberg-Plateau
Wildtierpark mit schönen Eindrücken geht es in Richtung Etosha
Nationalpark in welchem wir 2 Nächte unser Camp aufschlagen. Am
Abend gehen wir auf Pirsch und beobachten an einem Wasserloch die
Vielfalt der Wildtiere. Hier kommen die Tierfreunde auf ihre Kosten.
Die lebende Erde zu beobachten hat schon etwas unausweichliches an
sich. Man ist gebannt von der Schönheit, von der Freiheit.
Als wir dann bei den Epupa Wasserfällen
ankamen und etwas freie Zeit hatten, konnte ich mich zurückziehen
und das erste Mal wirklich das Land beobachten. Nach einer
Freiluftdusche setzte ich mich neben die 40m Fälle und verfiel dem
Sog des mächtigsten Elementes der Erde. Ich dachte über die
Knappheit dieser Ressource nach, fragte ich, ob mein persönlicher
Umgang damit rechtens ist. So wie hier in Namibia scheint es kein
größeres Gut zu geben, als Wasser zum Leben.
Am nächsten Tag konnten wir optional
den Stamm der Himba besuchen. Ich war sofort dabei. Die Himba sind
ein Hirtenvolk und ziehen als Halbnomaden durchs Land. Rinder und
Ziegen sind ihr Reichtum. Sie wohnen in einfachen Lehmhütten, haben
ihre Weidegründe als einzigen Alltag und haben meist nur eine
Flüssigkeit – gronnene Milch. Auch wenn ein Stammesmann mehrere
Frauen hat und auch wenn die Frau den Alltag bestimmt mit allen
Aufgaben die ihr auferlegt wird, so findet sich immer Zeit für
Freundlichkeit und ein Lächeln. Wir lernten etwas über das
Überleben in einer Landschaft die seit millionen von Jahren von
Winden heimgesucht wird, die nur durch Erosion existiert, nur von der
Form der Sanddünen bestimmt wird. Ein unwirtlicher Ort. Doch auch
der Mensch findet hier sein Auskommen. Wir entdeckten ein Leben
abseits aller Materie, weit weg von Strom, Geld und Wettbewerb. Wer
sollte in einer Ebene wie dieser schon auf die Idee kommen und sich
um die Bildung der Welt streiten? Wer hier einfach überleben kann
ist klar im Vorteil. Auf unserer Weiterfahrt durch die Kaoko-Ebene
fragte ich mich, warum man bei den ärmsten Völkern der Welt immer
die größte Freundlichkeit erleben kann. Wahrscheinlich haben wir
durch unsere falschen Ideale unser reines Herz verloren....
Die Wüstenebene erstreckt sich vor
uns. Die Landschaft wurde immer unendlicher und plötzlich blieb der
Jeep stehen.
Fussspuren so groß wie Medizinbälle
finden sich im Sand. Ein Gruppe Wüstenelefanten war hier. Diese
mächtigen Tiere wandern mehr als 70km von Wasserstelle zu
Futterstelle und haben sich perfekt an das Leben in der Wüste
angepasst. Schade, dass wir diese majestätischen Tiere nicht
erblicken konnten. Doch auf die Enttäuschung am Tage folte die
Belohung des Abends. Ein Gruppe Elefanten kreuzte unser Camp und
bestaunte interessiert uns Neuankömmlinge. Niemand sprach, niemand
bewegte sich, alle waren erstarrt vor dem Puls des Lebens in nächster
Nähe.
Fast jeden Tag reisten wir 250km durch
das Land. Manche versuchten sich am Geändewagenfahren, andere
feierten ihren Urlaub. Grund genug mehr für mich den Ursprung des
Landes in meinen Ideen zu finden. So weit mein Auge reicht besteht
dieses Land aus Sand und Geröll. Die Namib zieht sich 2000km durch
das Land und ist die älteste Wüste der Erde. Sie ist eine weite,
raue Ebene mit vielen Gesichtern. Hier fühlte ich Unendlichkeit,
hier fühlte ich das Verschwinden jeglichen Lebens am Zahn der Zeit.
Es schien als endet hier alles und wir selbst werden uns eines Tages
auflösen, so wie die Sandkörner. Ich weiss nicht warum Wüsten eine
solche Anziehungskraft auf mich haben und mich ständig in
tiefgründige Gedanken schweifen lassen aber nur so, denke ich, finde
ich den Sinn meines Lebens. Es gibt nur ein Leben – lebt es!
Über den versteinerten Wald bei
Twyfelfontein ging unsere Reise weiter bis nach Spitzkoppe, dem
Matterhorn Namibias. Inzwischen verstehen wir uns als Gruppe richtig
gut! 1728m hoch ragt der Berg hinauf und gab uns den letzten Rest.
Hier wurde nicht nur der Film 10.000BC gedreht, nein auch Malereien
finden sich an den Felswänden und sind Zeugnis einer früheren
Reichhaltigkeit an Nahrung und Tieren. Noch heute wachsen an den
Hängen Butterbäume, Balsambäume und Wüstenkohlrabi. Eine Oase wie
es scheint. Und genau hier schlugen wir nochmals unser Camp auf. Wir
sind inzwischen 15 Tage unterwegs gewesen und nirgendwo sonst habe
ich mehr an die Herkunft aller Existenz gedacht, als in Afrika.
Dieser Kontinent verändert mich mit jedem Besuch. Ich entspanne
vollkommen, lasse den Alltag fern von mir, konzentriere mich auf den
Moment und lasse nichts anderes zu, als das Hier und Jetzt. Wir saßen
zusammen unter dem Sternenhimmel, vor einem wärmenden Feuer, aßen
von Mutter Erde und fühlten uns unschuldig und klein in den
Erlebnissen, welche wir hier teilten. Von Spitzkoppe geht es nach
Swakopmund "klein Europa". In der kleinen Küstenstadt
ließen wir am Strand nochmals die Seele baumeln, dachten an die
Erlebnisse, an die gemeinsame Zeit. Ich ging surfen und ließ mich
von den Wellen tragen. Wieder rief ich die Bilder der Wüsten in mein
Gedächtnis während mich der magische Wasserteppich in Richtung
Strand trieb.
Es scheint als sei das größte Problem
der Menschheit sich das Leben einfach zu machen, denn es ist so
einfach es sich schwer zu machen. In Ländern wie Namibia finden wir
Antworten...
Nach meinem Surfritt stand ich noch
eine Zeit lang am Strand und mir fielen die Worte aus einem Song
wieder ein, welche gut zu dieser Reise passten: "Am Strand
stehend, schreib ich meinen Namen in den Sand, die salzige Luft in
den Lungen wäscht mir meinen Verstand, ich liebe mein Leben mein
Feuer ist längst nicht ausgebrannt, warte auf Wellen, es endet wie
alles begann."
(Textquelle: Spax –
Song/Neuseeland)
Nach diesen Tagen,
nach diesen Wochen waren wir wieder zurück in Windhoek. Bald sollte
unser Flug zurück in das alte, gewohnte Leben gehen. Ich denke jeder
von uns hat etwas persönliches mit nach Hause genommen, sein
Namibia. Für mich ist es der Beweis, dass alles einzigartig ist und
das es verdammt gut ist, dass wir dies hier eleben durften. Es ist
eine einmalige Reise in ein Land der unendlichen Schönheit, ein Land
des Lichts und Schattens, doch diese beiden Extreme sind hier
vereint. Nur wer durch Wüsten geht kann zu sich selbst finden, sich
öffnen, sich kennenlernen. Wir taten dies als Gruppe und für uns
selbst. Wir wissen, dass wir leben. Wir wissen, dass wir Namibia
lieben! Es ist ein Land aus grenzenloser Weite und ungezähmter
Natur!
Es gibt nur ein
Leben! Lebt es!
Link zur Reise:
http://www.travel-and-personality.de/Namibia/erlebnisreisen/grenzenlose-weite-ungezaehmte-natur/NORD
Bilder der Reise: