Fast unerreichbar erscheint das Land
abseits der Touristenpfade mit seinen gewaltigen Bergen, welche den
Himmel berühren. Fast ein Drittel des Landes ist mit Schnee und Eis
bedeckt. Das Land aus Wasser und Gold.
Von Bishkek ging die Reise los. Wir
landeten mitten im Trubel der Großstadt. Menschen, Autos und Märkte
reihen sich aneinander. Kasachstan ist von hier nur 20km entfernt,
nicht umsonst geht die „Lederstraße“ von hier aus in diese
Richtung. Von Lederwaren bis Billigspielzeug bekommt man hier alles.
Die Großstadt hüllt uns ein mit einer Mischung aus China,
Usbekistan und Russland. Wir waren entzückt von dem bunten Lärm der
tausend Stimmen und ließen uns selbst durch die Gassen ziehen
angetrieben vom Hunger der Entdeckung. Doch wir blieben nicht lange
in der Stadt.
Natürlich hat auch eine Stadt seinen
Reiz aber warum immer hinter den Mauern bleiben, wenn draußen eine
ganze Welt wartet? Zu sehr lockt die Landesfläche aus rund 80%
Bergen, diese meistens Schneebedeckt. Also machten wir uns nach einem
kurzen Besuch in der Hauptstadt auf in die Weite, ins Tieshan
Gebirge. Auf den Spuren der Seidenstraße, auf den Routen alter
Händler, zu Pferd oder zu Fuß erlebten wir die Landschaft. Und es
ist wahr, die sanften grünen Täler, die mächtigen Berge welche
sich brachial auftürmen, all dies verzaubert uns nur noch mehr. Wir
reisen bis zum gigantischen Isik-Kul-See. Der mystische See breitet
sich vor unseren Augen aus und lässt alles verstummen in seiner
Kulisse, er lässt uns vergessen was wir vorhatten zu erzählen. Wir
sind nun angekommen, so denke ich, und es ist alles was ich in diesem
Moment denke.
Angekommen in unserem Camp nächtigten
wir in einer traditionellen Jurte am Gul See. Keine Straßen, keine
Autos, kein Strom, kein fließend Wasser. Hier sind wir nun
vollkommen im kirgisischen Alltag gelandet. Der Tag dreht sich um das
Tier. Der Mann ist der Oberhaupt einer Sippschaft, sorgt und kümmert
sich um die Familie, die Schafe, die Pferde. Es ist ein einfaches
Leben voller klarer Gedanken in dieser weiten, hohen Landschaft. Wir
unternehmen spontane Wanderungen in die Landschaft. Es ist schon
faszinierend welches Glück hier in diesen Menschen wohnt. Einst
waren sie unterdrückt, heute darf die Jurte stehen, wo sie
hingesetzt wird. Und dies in einer traumhaften Steppe, umrahmt von
den schneebedeckten Gipfeln der Siebentausender. Es tut gut einfach
mal eine eher spontane Reise zu unternehmen. Zumal die Gewalt der
Natur hier wieder zuschlägt. Sie ist sanft und zerrt zugleich an
unseren Dimensionen der Vorstellungskraft. Wir sind ihr ausgeliefert,
wandern in ihr und lieben sie mit jedem Schritt. Klare Flüsse und
Seen auf hohen Ebenen, wilde Pflanzen und Grasflächen gesäumt von
den Tieren unweit der Jurten. Es ist einfach nur wunderschön.
Es gibt wenig Planung, wenig Programm,
wir sind hier und das genügt.....
An jeden Abend speisen wir zusammen,
tauschen unsere Erinnerungen aus. Oft sitzen wir auch stundenlang in
göttlicher Kulisse, beobachten die Elemente bei ihrer Arbeit und
sind froh, die wichtigsten Worte und Stunden miteinander zu teilen,
denn genau diese Stunden zählen in unserem Leben. Auch wenn ich
nicht viel aufgeschrieben habe, so ist die Wirkung auf meine
Vorstellung vom Leben hier eine ganz andere. Eine kirgisische
Sippschaft hat teilweise über 100 Familienmitglieder und doppelt so
viele Tiere. Hier erlebt man einen tiefen Zusammenhalt, eine starke
Gemeinschaft, die nur so funktioniert und nicht untergeht. Es gibt
keinen individuellen Wettbewerb, weil sonst das tägliche Leben nicht
organisiert werden kann. Kirgisen haben eine sehr friedlebige Ader in
sich. Sie sind höchst hilfsbereit und lächeln mit jeder Sekunde,
die sie am Tag wach sind. Doch trotzdem schmerzt es zu wissen, wie
schnell die Zeit vergeht...
Ein Eintrag aus meinem Tagebuch:
„Jeder Tag floss nur so dahin. Das
Leben zwischen den majestätischen Bergen lässt uns klein werden,
lässt uns staunen. Wir leben hier den kirgisischen Traum. Natur und
Mensch werden hier eins.“
Zu all diesen
Eindrücken muss ich betonen, dass diese Reise ebenfalls eine gute
Plattform für neue Reiseleiter war, welche ihre Fähigkeiten
verbessern und erlernen wollten. Sie haben alle einen super Job
gemacht und uns jeden Tag exzellent geführt. Es war ein echtes
Erlebnis und eine gute Methode, um vielleicht frisch nach der
Reiseleiterausbildung
http://www.travel-and-personality.de/reiseleiter-ausbildung
durchzustarten.
Ich weiss nicht was
schneller schlug. Der Zeiger meiner Uhr oder das Herz in meiner
Brust. Nach einer Woche in dem weit entfernten Land hieß es schon
wieder Abschied nehmen. Es waren wenige aber sehr intensive Tage.
Tief berührt von der Natur, dem unscheinbaren Glück dieser Menschen
und der Einfachheit in welcher sie draußen in undenkbar gigantischen
Kulisse leben verwurzelt sich tief in meinen Gefühlssträngen, in
meinem Herzen. Ich denke es war nicht die letzte Reise in dieses
Land...
„Die Reise in
Kirgisien war wunderschön. Es war wie immer eine spannende,
unterhaltsame Reise in ein fernes, absurdes Land, welches vom
Massentourismus nicht aufgesucht wird. Mit jedem Jahr steigert sich
das Programm und die Auswahl der Länder in welche eine solch
abenteuerliche Reise unternommen wird. Vieles entschied sich vor Ort,
vieles verlangte eine Art Flexibilität ab aber das ist der Grund
warum wir reisen, warum wir unterwegs sind. Und wir werden weiter
hinaus in die Welt gehen und sie uns ansehen.“
Bilder der Reise von I.Seeger: