"Bist
Du verrückt! In so ein Land!", "Du kommst sowieso nicht mehr
lebend
wieder!", "In Zeiten der IS in eine islamische Region? Du bist
total
bescheuert!", "Kasa... Was?".....
All
solche Kommentare habe ich dieses Mal NICHT vor der Reise zu
hören bekommen.
Irgendwie
sagte jedem Kasachstan etwas, sei es durch deutsch-russischen
Bekannte, die von
dort kommen, durch die Raumfahrt und Infos über Baikonur oder
natürlich durch
den Film Borat. Irgendwie war dieses Mal niemand wirklich
skeptisch oder völlig
vor den Kopf gestoßen, als ich erwähnte, dass die nächste
Reise nach Kasachstan
gehen würde.
Schon
eine Woche bin ich vorher hingereist bevor die T&P Gruppe
nachkam, um schon
mal die Lage zu checken, Land und Leute etwas näher
kennenzulernen und mich auf
die Umgebung einzustellen.
Überall
wird man herzlich und neugierig empfangen und eine der ersten
Fragen, die mit
gestellt wurden war: "Was denken Deutsche über Kasachstan?".
Konkret
und detailliert konnte ich nichts sagen, aber eben etwas von
den vorher
genannten Stichpunkten.
Leider
hat es die erste Woche fast permanent in Almaty geregnet, so
dass nicht allzu
viele Besichtigungen möglich waren. Aber Almaty, die "Stadt
der
Äpfel" und die alte Hauptstadt des Landes, ist eine schöne
Stadt mit
fantastischen, schneebedeckten vier- bis weit über fünftausend
Meter hohen
Bergen im Hintergrund. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, was
man in der Staat
tun kann, wie z.B. Museen besichtigen, kleinere Ausflüge in
die Umgebung
unternehmen, Fotos in der Altstadt und im futuristisch
anmutenden neuen Teil
der Stadt machen, günstig auf den Basaren oder in großen
Einkaufszentren
shoppen gehen und hervorragend Essen gehen. Es werden Speisen
aus aller Welt
angeboten. Besonders lecker und mein persönlicher Tipp:
Lachman, das sind
uighurische, selbstgemachte Nudeln, meistens in einer Suppe
mit vielen
Beilagen.
Gleich
nach Ankunft in Kasachstan habe ich mir eine lokale SIM Karte
für nur
umgerechnet EUR 3,20 gekauft: 150 Freiminuten, 15 GB Internet
frei und G4
Geschwindigkeit. Aufgrund einer Empfehlung habe ich mit einem
GPS
Kartenprogramm ('2GIS') installiert und konnte mich dadurch
komplett unabhängig
in der Stadt bewegen.
Als
der Rest der Gruppe dann mit dem Schnellzug (ca. 12,5 Std.)
von der neuen
Hauptstadt Astana in Almaty angekommen ist, haben wir erst
gemeinsam in einem
Café gefrühstückt und dann ging es auch schon mit der
Stadtführung los. Wir
haben die alte Himmelfahrts-Kathedrale angeschaut, sind durch
den Panfilov Park
geschlendert, haben in einem kleinen Sprachkurs nützliche
Wörter auf Kasachisch
gelernt (z.B. "Guten Tag", "Danke", "Auf
Wiedersehen", "ja", "nein"...) und sind in ein Museum
für kasachische Musikinstrumente. Danach konnten wir etwas im
Hotel ausruhen und
mittags ging es nach Medeo, dem auf ca. 1700 m hoch gelegenen
Wintersportort in
dem die Winter-Asienspiele 2011 stattfanden. Wer wollte,
konnte die über 800
Stufen Richtung Shymbulak, einem Ski-Resort, erklimmen und von
dort aus die
Aussicht über Almaty genießen. Am Abend sind wir als Gruppe
einheimisch Essen
gegangen: Fleischspieße, Suppe, Gemüse und Salate.
Der
nächste Tag war ein sogenannter Fahrtag, aber nichtsdestotrotz
spannend und
lehrreich. Wir haben spontane Dinge eingebaut, wie einem
Besuch in einem Kasino
für die immer mehr werdenden Superreichen und konnten
interessanten
Ausführungen über Flora und Fauna des Landes lauschen. Nach
dem gemeinsamen
Mittagessen gab es eine Tanzeinlage auf die die Gastgeber
bestanden haben. Bei
der Party konnte man gleich wieder einige Kalorien abbauen.
Durch spektakuläre
Landschaften ging es weiter in das kleine Dorf Basschi unweit
des Altyn Emel
Nationalparks. Dorthin sind wir am nächsten Tag und haben
sicherlich eines der
Highlights des Reise erlebt: die singende Düne "Pojuschije
Barhany"!
Was ist denn eine singende Düne? Von weitem konnten wir sie
schon sehen, eine
bis 150 Meter hohe Sanddüne, die seit tausenden von Jahren in
einem Steppental
liegt. Was für ein Anblick! Wir kamen immer näher, haben
angehalten und sind
alle gemeinsam den Kamm der Düne hinaufgestapft. Oben
angekommen haben wir uns
ausgeruht und die gesamte Gruppe saß mucksmäuschenstill da und
hat einfach die
Weite des Landes und die hörbare Stille genossen. Was für
Momente! Nach einigen
Minuten hat jemand ein Zeichen gegeben und wir sind als Gruppe
gemeinsam diesen
riesigen Sandberg hinabgerutscht. Da war er, der Ton! Ein
Brummen, ein
magischer Brummton, sehr laut, der die ganze Erde zu
erschüttern schien! WOW!
Unten angekommen waren alle so überwältigt und mussten sich
erst einige Momente
fassen. In der Wüstenlandschaft habe ich ein persönliches
weiteres Highlight
erlebt: eine frei herumlaufende "Skorpion-Echse". Wie die
genaue
Bezeichnung ist, weiß ich nicht, jedenfalls saß sie einfach so
da, sonnte sich
und wenn sie sich erschreckte, dann rollte sie Ihren langen
Schwanz zu einem
Kringel, so dass sie an einen gefährlichen Skorpion erinnerte
und so wohl ihre
Feinde abschreckt.
Die
darauffolgenden beiden Nächte haben wir auf dem Land im
äußersten Südwesten
Kasachstans verbracht. Ein Ausflug an den 'Schwarzwälder
Titisee' war dabei
sicherlich einer der Höhepunkte. Also zumindest war der Blick
auf den ersten
der drei Kolsai Seen wie auf den Titisee und die Umgebung war
eindeutig
"Schwarzwald"! Wunderschön! Während der Wanderung um den See
hat es
angefangen zu regnen und es war teilweise ziemlich glitschig.
Zusammen mit vier
weiteren Reiseteilnehmern hab ich mich in eine urige Hütte
direkt am See
gelegen, untergestellt. Wir alle hatten etwas zu Essen dabei
und haben lecker
gepicknickt. Zurück an faszinierenden und seltenen Pflanzen
wie Edelweiß vorbei,
haben wir am Ausgangspunkt der Wanderung spannende Infos zur
Entstehung der
Seenlandschaft bekommen. Wie aus dem Nichts sind dann
plötzlich an die 20
Kinder und Jugendliche mit ein paar erwachsenen
Betreuungspersonen aufgetaucht.
Irgendjemand hatte angefangen diese zu fotografieren und die
Gruppe hat zurück
'geschossen'. Alle haben gelacht und sich sehr gefreut, dann
ist sogar ein
gemeinsames Foto unserer beiden Gruppen entstanden. Wer
aufmerksam und mit
einem Lächeln auf andere zugeht, der kann oftmals schöne
Erlebnisse mit der
einheimischen Bevölkerung erleben.
Für
die meisten in der Gruppe kam am Nachmittag ein weiterer
Höhepunkt der Reise
=> die Schlachtung und Zubereitung eines Schafes. Ich
musste da nicht
unbedingt dabei sein, aber sogar die Vegetarier der Gruppe
waren begeistert,
wie die Tötung ablief. Mir wurde geschildert, dass es, obwohl
Kasachstan
offiziell ein islamisches Land ist, eine schamanistische
Zeremonie war mit
Gebeten, dem Dank an den Geist des Schafes und dem Ausgießen
des Blutes in die
Erde, nicht wegen den Gesetzen des Korans, sondern für die
Mutter Erde. Das
komplette Schaf wurde verwertet und zu allem möglichen
essbaren verwendet, wie
Suppe, Schaschlik und am nächsten Morgen gabs zum Frühstück
kalte Schafsteile.
Nach
besagtem Frühstück war es soweit, wir sind zum letzten großen
Abenteuer unserer
Reise aufgebrochen, dem "Grand Canyon Kasachstans"! Der
Scharyn-Canyon ist nach dem Scharyn-Fluss benannt, der im
gleichnamigen
Nationalparkgebiet einen tiefen Canyon in das umgebende
Gestein gewaschen hat.
Er wird oft mit dem Grand Canyon in den USA verglichen. Zwar
ist er etwas
kleiner als dieser aber ähnlich bizarr ausgeformt. Wir haben
am 'Eingang' des Canyons
geparkt und sind dann bis zum Ende gewandert. Auf dem Weg
haben wir
interessante Tiere gesehen und gehört, aber auch schöne
Pflanzen bewundert.
Etwa bei der Hälfte der Strecke habe ich Bescheid gegeben und
hab die Gruppe
alleine weiter laufen lassen. Es war ein kleiner Fußweg zu
einem der Felsen
hoch. Oben angekommen hab ich die gigantische Aussicht über
den Canyon genossen
und habe lautstark angefangen zu jodeln. Das Echo war
überwältigend, wie der
Ton durch die Schlucht getragen wurde. Nach etwa einer halben
Stunde bin ich
weiter gelaufen. Es war ganz still, doch plötzlich spricht
mich jemand an:
"Sie!? Sssie!!!". "Hä? Ich?" "Sie!
Ssssie!!!"..... Ha ha
ha ha ha...... Dann habe ich gemerkt,
dass es ganz laute Grillen waren, die dieses Wort ganz
deutlich geformt haben.
;-) Bei der Gruppe angekommen hatten alle schon gegessen und
waren sehr
ärgerlich über mich. Warum? Oh oh.... Ich hatte das Salz, das
für die Tomaten
und so gebraucht worden wäre, dabei. *opps* Das tat mir sehr
Leid, aber hmm....
Zu spät..... Bei einem heißen Kaffee haben wir den Blick durch
den pittoresken
Canyon streifen lassen und diese bemerkenswerten Augenblicke
fest im Gehirn
gespeichert! Eineinhalb Tage haben wir am Ende noch in Almaty
verbracht, haben
alte Ausgrabungsstätten in der Nähe besichtigt, hatten die
Möglichkeit auf
Basaren und in der Stadt einkaufen zu gehen und haben
gemeinsam bei einem
Folklore-Abend diese fantastische Reise ausklingen lassen,
bevor es früh am
Morgen zurück Richtung Deutschland ging....
Was für ein Abenteuer!!!
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