„Manche Menschen klettern auf hohe
Berge oder surfen riesige Wellen um etwas Extremes zu erleben. Für
mich war es Grönland.“
Grönland war nie eine meiner
Reiseideen. Den alten Bildband im Bücherregal hielt ich für einen
Lückenfüller. Ich dachte immer, dass ich ein Sonnenkind bin. Wollte
Strände und Palmen sehen. Doch als ich beruflich in die Touristik
wechselte zog es mich immer wieder in den Norden. Das Virus hatte
mich gepackt. Vergessen war der Gedanke an gebräunte Haut und
Cocktails an der Strandbar, ich wollte nur noch Regen, Wind und
Schnee. Und dann dieses Angebot...nach Grönland.
Ich hielt mich im Moment dieses für
mich legendären Anrufes gerade in Island auf, lebte bereits 6 Wochen
im Zelt und dachte mir konnte nichts besseres passieren, als jetzt
meine Zeit in der Arktis noch zu toppen und zwar mit dem Ende der
Welt.
Den Rucksack in die kleine
Flugmaschine, geht es mit einem Dröhnen durch die Wolken so lange
bis nichts mehr unter mir ist als der endlose Atlantik. Lange dauert
der Flug nicht und ehe ich mich versehe setzen wir zur Landung an.
Noch heute denke ich an den Landeanflug
auf Kulusuk. Die schwarzen Berge umhüllt vom Nebel, bedeckt vom
Schnee, die See geronnen wie das Blut in meinen Adern. Immer wieder
sage ich zu mir „Ja, das ist das Ende der Welt.“
Meine Zeit in Grönland werde ich an
verschiedenen Orten verbringen. Über Tasiilaq und Kummiuut den
beiden einzigen größeren Siedlungen auf der Ostküste der größten
Insel der Welt, geht es auch zum Knud Rasmussen Gletscher. Einmal
komplett von der Bildfläche verschwinden war mein Ziel. Einmal nur
bei mir selbst sein, nur einmal dort sein, wo ich niemanden finden
werde, außer mich selbst.
Die gigantische Mauer aus Eis des
Gletschers, die ewigen Berge, das Geröll unter meinen Füssen und
der wenigen arktischen Heide als einziger Farbkontrast verbringe ich
Tage damit nur in diesem Gemälde zu wandern und befinde mich im
Laboratorium meiner Lebenszeit, welche ich nie so bewusst spürte.
Hier in Grönland verschwindet alles aus unserer geregelten Welt. Es
gibt keine Hektik, keine Autos, nicht mal Straßen. Kein Geld der
Welt nützt mir in dieser Wildnis. Nur ein Gewehr habe ich dabei zum
meinem Schutz. Das Gefühl in mir ist einfach zu beschreiben. Es ist
Zufriedenheit. Rein gar nichts vermisse ich, denn ich habe alles was
ich brauche. Die Weite, die Schönheit der Monotonie mit jedem
Eisberg der an mir vorbeitreibt in dem größten Skulpturenmuseum der
Welt. Jeder Gedanke dreht sich nur um den Moment, dies lerne ich von
den Inuit. Das Leben ist der Moment und darum brennt sich Grönland
in mein Herz wie keine andere Region dieser Erde. Und bei allen
Gedanken an dieses vergessene Volk, so lehren sie mir die Ruhe in mir
selbst zu finden. Ich verstehe das Grönland mir nichts schenken wird
außer Erfahrungen welche mich formen und prägen.
Nach jeder Reise kehren wir ein Stück
verändert nach Hause zurück und ja, hin und wieder denke ich an
Grönland mit jeder Faser, welche dann in mir vibriert. Der
kulturelle Verlust dieses Volkes geht genauso schnell vor sich, wie
die Gletscher sich auflösen.
Mit jedem Schritt den ich gehe, mit
jedem Tag den ich lebe hinterlasse ich Spuren. Aber nicht in
Grönland. Dort hinterließ ich nur meine Fußspuren im Schnee und
diese hat der Wind schon lange wieder fortgetragen.
Weitere Infos zur Reise:http://www.travel-and-personality.de/Groenland/erlebnisreisen/perle-der-arktis/GRON
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