Donnerstag, 23. Juli 2015

Namibia - Feuer in meinem Herzen. Ein Reisebericht

Als ich anfing über eine Reise nach Afrika nachzudenken fiel mir nicht viel dazu ein. Ich war schon mal in Afrika unterwegs und dachte ich hätte viel gesehen aber die Idee nach Namibia zu reisen kam mir nicht auf. So wie es das Schiksal will, schalte ich eines Abends den Fernseher ein und schaue eine Dokumentation über das Leben in der Wüste Namibias. Warum ich an diesem Abend nichts weiteres tat, als mich mit diesem Land zu beschäftigen, weiss ich bis heute nicht. Es scheint, als habe Namibia schon alleine durch die TV-Dokumentation eine Magie versprüht, welche tief in mich hineinzog.
Schnell überflog ich die Angebote im Internet und entschied mich mit Travel and Personality zu reisen. Ich hatte gerade eh eine Auszeit von meinem durchgeplanten Leben nötig, da kam mir diese Reise gerade gelegen. Also...auf zu neuen Ufern!
Die lange Anreise über Südafrika wurde überbrückt mit 3 Filmen, 6 Bier und 3 Mahlzeiten an Bord der Maschine in Richtung Glück. Hundemüde schleppte ich mich in die Unterkunft für eine Pause. Ich hatte kein Gefühl, keine Ankunft gespürt, keine Emotionen in mir. Ich wusste kaum wo ich war aber der Rausch nach Abenteuer hielt mich wach.
Nach einer Auszeit lernten wir Reisenden uns alle kennen und sprachen über unsere Vorstellungen von Namibia. Die meisten wollen Wildtiere sehen, andere die uralten Volksstämme kennenlernen, nur ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Vielleicht suchte ich mein persönliches Namibia abseits von dem, was mir mit Glück sowieso sehen werden? Ich erzählte, dass ich nur eine Dokumentation gesehen und ein bisschen im Atlas geblättert habe, sonst eher nichts. Ich möchte diese Reise von 0 auf erleben, keine Ideen oder Vorstellungen mitbringen. Einfach ein Land mit den unschuldigen Augen eines Kindes entdecken, um so ein Erlebnis zu bekommen, welches in unserer modernen Welt sehr oft vorab wegnommen wird, eben durch zu viele Informationen aus den Medien.
Über den Waterberg-Plateau Wildtierpark mit schönen Eindrücken geht es in Richtung Etosha Nationalpark in welchem wir 2 Nächte unser Camp aufschlagen. Am Abend gehen wir auf Pirsch und beobachten an einem Wasserloch die Vielfalt der Wildtiere. Hier kommen die Tierfreunde auf ihre Kosten. Die lebende Erde zu beobachten hat schon etwas unausweichliches an sich. Man ist gebannt von der Schönheit, von der Freiheit.
Als wir dann bei den Epupa Wasserfällen ankamen und etwas freie Zeit hatten, konnte ich mich zurückziehen und das erste Mal wirklich das Land beobachten. Nach einer Freiluftdusche setzte ich mich neben die 40m Fälle und verfiel dem Sog des mächtigsten Elementes der Erde. Ich dachte über die Knappheit dieser Ressource nach, fragte ich, ob mein persönlicher Umgang damit rechtens ist. So wie hier in Namibia scheint es kein größeres Gut zu geben, als Wasser zum Leben.
Am nächsten Tag konnten wir optional den Stamm der Himba besuchen. Ich war sofort dabei. Die Himba sind ein Hirtenvolk und ziehen als Halbnomaden durchs Land. Rinder und Ziegen sind ihr Reichtum. Sie wohnen in einfachen Lehmhütten, haben ihre Weidegründe als einzigen Alltag und haben meist nur eine Flüssigkeit – gronnene Milch. Auch wenn ein Stammesmann mehrere Frauen hat und auch wenn die Frau den Alltag bestimmt mit allen Aufgaben die ihr auferlegt wird, so findet sich immer Zeit für Freundlichkeit und ein Lächeln. Wir lernten etwas über das Überleben in einer Landschaft die seit millionen von Jahren von Winden heimgesucht wird, die nur durch Erosion existiert, nur von der Form der Sanddünen bestimmt wird. Ein unwirtlicher Ort. Doch auch der Mensch findet hier sein Auskommen. Wir entdeckten ein Leben abseits aller Materie, weit weg von Strom, Geld und Wettbewerb. Wer sollte in einer Ebene wie dieser schon auf die Idee kommen und sich um die Bildung der Welt streiten? Wer hier einfach überleben kann ist klar im Vorteil. Auf unserer Weiterfahrt durch die Kaoko-Ebene fragte ich mich, warum man bei den ärmsten Völkern der Welt immer die größte Freundlichkeit erleben kann. Wahrscheinlich haben wir durch unsere falschen Ideale unser reines Herz verloren....
Die Wüstenebene erstreckt sich vor uns. Die Landschaft wurde immer unendlicher und plötzlich blieb der Jeep stehen.
Fussspuren so groß wie Medizinbälle finden sich im Sand. Ein Gruppe Wüstenelefanten war hier. Diese mächtigen Tiere wandern mehr als 70km von Wasserstelle zu Futterstelle und haben sich perfekt an das Leben in der Wüste angepasst. Schade, dass wir diese majestätischen Tiere nicht erblicken konnten. Doch auf die Enttäuschung am Tage folte die Belohung des Abends. Ein Gruppe Elefanten kreuzte unser Camp und bestaunte interessiert uns Neuankömmlinge. Niemand sprach, niemand bewegte sich, alle waren erstarrt vor dem Puls des Lebens in nächster Nähe.

Fast jeden Tag reisten wir 250km durch das Land. Manche versuchten sich am Geändewagenfahren, andere feierten ihren Urlaub. Grund genug mehr für mich den Ursprung des Landes in meinen Ideen zu finden. So weit mein Auge reicht besteht dieses Land aus Sand und Geröll. Die Namib zieht sich 2000km durch das Land und ist die älteste Wüste der Erde. Sie ist eine weite, raue Ebene mit vielen Gesichtern. Hier fühlte ich Unendlichkeit, hier fühlte ich das Verschwinden jeglichen Lebens am Zahn der Zeit. Es schien als endet hier alles und wir selbst werden uns eines Tages auflösen, so wie die Sandkörner. Ich weiss nicht warum Wüsten eine solche Anziehungskraft auf mich haben und mich ständig in tiefgründige Gedanken schweifen lassen aber nur so, denke ich, finde ich den Sinn meines Lebens. Es gibt nur ein Leben – lebt es!

Über den versteinerten Wald bei Twyfelfontein ging unsere Reise weiter bis nach Spitzkoppe, dem Matterhorn Namibias. Inzwischen verstehen wir uns als Gruppe richtig gut! 1728m hoch ragt der Berg hinauf und gab uns den letzten Rest. Hier wurde nicht nur der Film 10.000BC gedreht, nein auch Malereien finden sich an den Felswänden und sind Zeugnis einer früheren Reichhaltigkeit an Nahrung und Tieren. Noch heute wachsen an den Hängen Butterbäume, Balsambäume und Wüstenkohlrabi. Eine Oase wie es scheint. Und genau hier schlugen wir nochmals unser Camp auf. Wir sind inzwischen 15 Tage unterwegs gewesen und nirgendwo sonst habe ich mehr an die Herkunft aller Existenz gedacht, als in Afrika. Dieser Kontinent verändert mich mit jedem Besuch. Ich entspanne vollkommen, lasse den Alltag fern von mir, konzentriere mich auf den Moment und lasse nichts anderes zu, als das Hier und Jetzt. Wir saßen zusammen unter dem Sternenhimmel, vor einem wärmenden Feuer, aßen von Mutter Erde und fühlten uns unschuldig und klein in den Erlebnissen, welche wir hier teilten. Von Spitzkoppe geht es nach Swakopmund "klein Europa". In der kleinen Küstenstadt ließen wir am Strand nochmals die Seele baumeln, dachten an die Erlebnisse, an die gemeinsame Zeit. Ich ging surfen und ließ mich von den Wellen tragen. Wieder rief ich die Bilder der Wüsten in mein Gedächtnis während mich der magische Wasserteppich in Richtung Strand trieb.
Es scheint als sei das größte Problem der Menschheit sich das Leben einfach zu machen, denn es ist so einfach es sich schwer zu machen. In Ländern wie Namibia finden wir Antworten...

Nach meinem Surfritt stand ich noch eine Zeit lang am Strand und mir fielen die Worte aus einem Song wieder ein, welche gut zu dieser Reise passten: "Am Strand stehend, schreib ich meinen Namen in den Sand, die salzige Luft in den Lungen wäscht mir meinen Verstand, ich liebe mein Leben mein Feuer ist längst nicht ausgebrannt, warte auf Wellen, es endet wie alles begann."
(Textquelle: Spax – Song/Neuseeland)

Nach diesen Tagen, nach diesen Wochen waren wir wieder zurück in Windhoek. Bald sollte unser Flug zurück in das alte, gewohnte Leben gehen. Ich denke jeder von uns hat etwas persönliches mit nach Hause genommen, sein Namibia. Für mich ist es der Beweis, dass alles einzigartig ist und das es verdammt gut ist, dass wir dies hier eleben durften. Es ist eine einmalige Reise in ein Land der unendlichen Schönheit, ein Land des Lichts und Schattens, doch diese beiden Extreme sind hier vereint. Nur wer durch Wüsten geht kann zu sich selbst finden, sich öffnen, sich kennenlernen. Wir taten dies als Gruppe und für uns selbst. Wir wissen, dass wir leben. Wir wissen, dass wir Namibia lieben! Es ist ein Land aus grenzenloser Weite und ungezähmter Natur!
Es gibt nur ein Leben! Lebt es!

Link zur Reise: http://www.travel-and-personality.de/Namibia/erlebnisreisen/grenzenlose-weite-ungezaehmte-natur/NORD

Bilder der Reise: 














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