Langsam zieht die Karawane durch das endlose Gelb. Jede Sekunde wird 
zur Unendlichkeit. Jeder Schritt meines Kamels lässt die Zeit still 
stehen. Hier endet  alles. Hier beginnt das Leben. Hierher kehren wir 
zurück als eines der vielen Sandkörner. Hier verlieren sich unsere 
Spuren.
Die Faszination der Wüste steckt in uns allen. Weite Räume und 
Landschaften ziehen uns Menschen an wie ein Magnet. Die Sucht nach der 
Klarheit der Elemente und die Utopie der menschlichen Größe sind hier 
vollkommen. Die Wüste lebt. Das wissen alle Nomaden. Sie bewegt sich, 
verändert ihre Form, gibt und nimmt zwischen trocknem Staub und kühlem 
Nass in dem wir unsere aufglühenden Körper abkühlen können. Die Sonne 
brennt am Tage und Nachts fröstelt es unter dem klaren Sternenhimmel.
Das "Nichts" wird hier zum Genuss.
Über Agadir gelangen wir nach Taroudant, auch klein Marrakesch 
genannt, einem Ort fernab des Massentourismus. Von hieraus reisen wir 
über ein Berberdorf in den Bergen von Talouine (Anbaugebiet von Safran),
  nach Tazenakht, einem Bergdorf in welchem noch heute die berühmten 
Berberteppiche produziert werden. Unser Tag endet in Foam Zguid, wo wir 
nochmals in ein schönes Hotel einkehren. Doch keiner von uns wünscht 
sich mehr, als nun endlich das zu erleben, wovon wir alle Träumen. Diese
 Nacht schlafe ich unruhig. Zu sehr stelle ich mir die Wüste vor, denke 
daran wie es sein wird, denke an die massiven Dünen an den gelben 
Horizont.
Am nächsten Tag ist es endlich soweit. Unsere Fahrt beginnt in 
Richtung Chegaga-Sahara – unser Startpunkt einer unglaublichen Tour. Das
 was nun mit uns geschieht kann ich kaum in Worte fassen aber einen 
Versuch ist es wert.
Schon der erste Blick in Richtung der Wüste brennt sich in mein 
Gedächtnis ein. Alle Mitreisenden staunen einfach nur. Keiner spricht. 
Das Gepäck wird direkt umgeladen und wir reiten los. Erst gestern war 
unsere Ankunft, jetzt werden wir vom Sand verschluckt und kehren der 
Zivilisation den Rücken. Langsam zieht die Karawane zur ersten 
Unterkunft. Ich kann dieses zermürbende Gefühl nicht beschreiben während
 unsere lieben Helfer das Camp aufbauen, ihre Tiere versorgen und uns 
ein leckeres Abendmahl zubereiten. Der Rest der Gruppe vergnügt sich mit
 Yoga, ich schreibe lieber und halte jeden Moment fest.
Jeder Moment ist langatmig, als gäbe es keinen Moment, keine 
Veränderung. Die Wüste soll leben? Sie liegt wie eine tote Masse vor 
mir. Ich denke ich werde später verstehen, was die Magie der Wüste 
ausmacht. In der Dunkelheit der Nacht sitzen wir um ein Lagerfeuer, 
schauen in den Sternenhimmel und trinken Tee. Jede Geschichte wird vom 
Stoff aus 1001 Nacht gewoben. Die Zauberei der Wüstennacht verschnellert
 meinen Herzschlag. Während die Anderen sich schlafen legen, spreche ich
 noch ein wenig mit einem unserer Helfer. Er sagt: "Hier kommt die Seele
 zur Ruhe. Die Wüste ist eine Schönheit, kein toter Raum. Die Sahara ist
 die Königin aller Wüsten." Wir sprechen noch eine Weile über die Wüsten
 der Welt und essen süsse Datteln mit Tee in unseren Gläsern. Mir 
scheint die Wüste kann sich zu meiner Leidenschaft entwickeln.
Die Tage ziehen dahin.
Die Sonne brennt am marokkanischen Himmel.
Wir wandern und reisen durch das sanfte Dünenmeer. Erlangen immer 
mehr einen Zustand der Blöße. Wir zollen der Wüste unseren Respekt. 
"Wasser ist Leben" lautet ein Spruch der Nomanden, der blauen Ritter. 
Die Wüste frisst sich sogar durch Dörfer wie wir mit eigenen Augen 
sehen. Von Wasser keine Spur, bis auf eine kleine Oase die wir finden. 
Wasser ist hier extreme Mangelware und doch finden diese Menschen dieses
 Lebenselexier. Während wir Westeuropäer disskutieren was ein gebildeter
 Menschen ist, sind diese Menschen hier zwar nicht im Stande 
mathematische Formeln zu lösen aber sie wissen wie man überlebt. Wir 
schauen derweilen nur dumm zu. Wer ist jetzt hier ein ungebildeter 
Mensch? Ich glaube diese Leute hier tragen mehr Wahrheit in ihren 
Herzen, als wir je in Worte formulieren können. Viele aus der Gruppe 
sehen die Wüste mit anderen Augen. Alle sind von der wilden Romantik 
überzeugt, von den Filmen geblendet oder eben absolute Realisten. Unsere
 Reisegruppe schätzt jeden Tag und lässt ihn als Gruppe in die 
Unendlichkeit ziehen. Wir machen diese Reise zu unserem Lebensinhalt.
Wieder verbringen viele die Pausen mit Yoga. Ich habs versucht aber 
finde mehr meine innere Ruhe indem ich die Wüste betrachte. Ich statte 
im Lager unseren Kamelen einen Besuch ab. Diese überaus praktischen 
Tiere sind perfekt für diese Umgebung. Wohlgenährt liegen sie da, kauen 
vor sich hin. Mein Rücken und Hintern schmerzen zwar, weil ich nur den 
Ritt auf einem Bürostuhl gewohnt bin, doch mich interessiert die 
Funktion dieser Tiere.
"Ohne die Kamele sind wir nichts." sagt einer der Teamhelfer. "Wenn 
wir kein Wasser finden, verenden unsere Tiere irgendwann. Sie haben eine
 spezielle Anatomie in der Leber und den Blutkörpern, darum können sie 
scheinbar endlos durch die Weiten der Wüste ziehen, ohne einen Tropfen 
zu trinken. Wir Menschen können nur von ihnen lernen."
Ich helfe mit die Kamele abzusatteln und sitze am Abend wieder mit 
der müden Gruppe am Lagerfeuer. Wir trinken Tee, lauschen den Klängen 
der Wüstenmusik, einige Tanzen sogar.
Ich denke ich werde heute unter freiem Himmel schlafen. Die Wüste 
spüren. Den Sandkörnern lauschen. Für mich wird diese Reise mit 
Eindrücken enden, die ich nie vergessen werde. Es sind wirkliche 
intensive Begegnungen mit Menschen, mit der Wüstenwelt. Die vorhandenen 
Farben der Wüste sind aufeinander abgestimmt. Das Blau des Himmels 
ersetzt den fehlenden Ozean, das Gelb des Sandes weist uns keinen Weg 
wie eine Straße, sie gibt uns die Möglichkeit in der Schlichtheit Glück 
zu finden. Das Glück hier eine besondere Lebenserfahrung zu machen, das 
Glück hier jegliche Suche abzubrechen, denn wir haben die Perfektion 
schon gefunden. Sie brennt in uns wie jede Flamme des Feuers der 
Wüstennächte. Uns so lange diese Flamme brennt, kehren wir an diesen Ort
 zurück. Denn die Wüste gibt uns was wir lange nicht verstehen werden. 
Um dies zu erfahren müssen wir zurückkommen. Ich werde zurückkommen.
Link zur Reise: http://www.travel-and-personality.de/Marokko/erlebnisreisen/Sahara+Fussspuren+im+Sand..../MA-KA
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